DIE FRANZÖSISCHEN RAUBKRIEGE

Und ihre Auswirkungen auf Schömberg 

Aus der Schömberger Ortschronik von Friedrich Schick, -Abschrift - gekürzt

Nach Beendigung des dreißigjährigen Krieges stellte sich Ruhe, Sicherheit und mäßiger Wohlstand nur langsam ein. Auch dauerte die Friedenszeit nur etwas über 20 Jahre. Drüben in Frankreich herrschte der rücksichtslose König Ludwig XIV (1643 - 1715). Er wollte Frankreich zur ersten Macht Europas machen. Mitten im Frieden hausten seine Truppen gegen das letzte Viertel des 17. Jahrhunderts in deutschen Landen wie im Feindesland. Trotz des Bündnisses, das der Kaiser 1674 mit Spanien, Holland, dem Herzog von Lothringen, dem Reich Dänemark und dem Kurfürsten von Brandenburg schloß, rückten französische Truppen nach Osten vor. Das deutsche Heer mußte sich bis an den Neckar zurückziehen und überschritt ihn sogar nördlich von Heilbronn.

Dank der Uneinigkeit der Verbündeten war der Erfolg der kriegerischen Unternehmungen auf Seiten Frankreichs. In den Grenzämtern Liebenzell und Neuenbürg war ein Kommen und Gehen von Freund und Feind. Einquartierungen, Füragierungen, Plünderungen, Kontributionen, Brandschatzungen, Kriegsfuhren zählten jahrzehntelang, jahraus, jahrein zu den täglichen Plagen der Grenzbewohner. 

Die Not jener Zeit in Stadt und Amt Liebenzell spiegelt sich am besten in den Gravaminas und Beschwerdeschriften, die zu den Landtagsverhandlungen verfaßt und von dem "Gewalthaber", wir würden heute sagen:, dem Abgeordneten, des Amtes Liebenzell in Stuttgart vertreten wurden. 

Am 7, und 8. Juli 1675 ist der Reichsgeneralleutnant, Herzog von Sachsen-Lauenburg, sowie die beiden Obersten, Karl-Friedrich Herzog von Württemberg und der junge Markgraf von Baden-Durlach und andere Offiziere mit etlichen Tausend Mann Reichsvölkern zu Pferd und zu Fuß, als sie von Freudenstadt kommend an den Rhein zogen, durchs Liebenzeller Amt marschiert und im Quartier gelegen. Schömberg war das Hauptquartier des Reichsgeneralleutnants Ihro Durchlaucht Herzog von Sachsen-Lauenburg mit seinem Hofstaat. In Igelsloch lag der Markgraf von Baden-Durchlach und der Regimentsstab der Fußartillerie, in Oberlengenhardt Herzog Friedrich von Württemberg, Oberst zu Pferd, mit seinem Hofstaat. Die dazugehörigen zahlreichen übrigen Truppen waren mit ihren Pferden kompanieweise, also stark massiert, in Kolbach, Meisenbach., Schwarzenberg und Bieselsberg untergebracht. Wenn die Quartierleute die Forderungen nicht im Guten und freiwillig erfüllten, haben die Soldaten die Dinge mit Gewalt, Drohen und Schlagen haben wollen, mitunter auch durch "Verderbung der Gebäu" erzwungen. So schreibt ein Zeitgenosse. Nach einer genauen Spezifikation belief sich der alliierte Durchzug samt den ausgestandenen Quartierkosten in diesen beiden Tagen auf 834 Gulden 30 Kreuzer. An der Versorgung der fürstlichen Generalität mit samt den dazugehörigen Hofstaaten mußte sich dazuhin noch die Stadt Liebenzell stark beteiligen. Im einzelnen mußte beschafft werden: 3 Milchkälber 9 fl (Gulden) 30 x (Kreuzer), 20 Pfund Rindfleisch 1 fl, vor die Quardi-Reiter 10 Maß Wein 1 fl 40 x. 

Philipp Christoph Bixenstein, Obern Bädern um eine große "Öl und Rieben" 1 fl 30 x, 11 Pfund Barbenfisch 1 fl 6 x, 2 Pfund Weißfisch 8 x, 3 Pfund Forellen 36 x, 2 Maß Grieben 16 x, 1 Maß "Genudlin" 30 x, 4 Maß Essig 24 x, 3 Maß Wein 30 x, 10 junge Hühner 40 x, 11 Sauerbrennen samt den Krügen 45 x, 2 Pfund Lichter 18 x, 15 Pfand Butter 2 fl, 1 Eimer Wein um 20 x, 1 Eimer um 26 fl 40 x, 4 Tischgläser verbrochen 12 x, Habern: 23 Scheffel vor Herrn Generalleutnant und Herrn Obristen Karl Friedrichs Pferd 42 fl 56 x, 16 Scheffel unter die Kompanie zu Pferd in die Flecken und vor die Offiziere 29 fl 52 x, 770 2-pfündige Kommislaibe von erkauften Kernen abgebachen und ausgeteilt, jedes 4 x tut 44 fl 54 x. 11 Sack dahintenblieben und verloren jeden 30 x tut 5 fl 30 x. 3 Maß Wein samt einem Brot vor etliche Klinkhische Reiter 31 x. 

Es folgt eine genaue Auflistung der den einzelnen Schömberger Familien zu leistenden Abgaben 

(siehe Orginal) z. B,: 

Christian Christ: --- 6 Mann, 7 Roß

4 Maß Wein 40 x, 4 Pfund Fleisch 12 x, 2 Hauslaib 20 x, 5 Pfund Speck 30 x, 4 Pfund Dürrfleisch 24 x, Schmalz, Butter, Mehl 36 x, an Geld vor einen, der sein Quartier nicht wirklich bezogen, erzwungenerweis 1 fl 40 x, 5 Simri Haber 1 fl 10 x, Gras 30 x, tut 6 fl 2 x.
Gemeiner Fleck, d.h. die ganze Gemeinde Schömberg außerdem noch:
3 Stück Vieh geschlachtet, angeschlagen um 36 fl, 6 junge Hühner 30 x, den Reitern, welche das verlorene Pferd gesucht, 1 fl 30 x. Summa 38 fl.
Am 20. Oktober 1678 hat sich die Bagage des Harzardischen Regiments zu Pferd auf dem Marsch in seine Winterquartiere eigenmächtig in Schömberg und Oberlengenhard mit aller Mannschaft und allen Pferden, Vieh und anderem Troß unvorhergesehen eingenistet und nicht auf das Genaueste gerechnet 244 fl 19 x Quartierkosten verursacht. Eigentlich hätte diese Bagage sämtlich in Langenbrand verbleiben sollen, weil aber der Ort zu klein und dieser große Schwall nicht unterzubringen war, hat die genannte Bagage sich selbst eigenmächtig in Schömberg einquartiert, ist 2 Tage liegengeblieben und hat um "Essen, Trinken, Futter und anderes viel Ärger getan und gepresst, als wann das ganze Regiment völlig zugegen gewesen wär." 
Die von Schultheiß Jakob Kusterer vorgebrachte Klage, daß die, "so den Tisch decken, nicht auch den Schaden haben sollen," und daß die entstandenen Quartierkosten nicht allein von den beiden betroffenen Gemeinden getragen, sondern auch auf die übrigen Amtsorte umgelegt werden sollten, wird von dem Liebenzeller Vogt, Johann David Frisch, tatkräftig unterstützt mit der Begründung, daß in letzter Zeit oft 2, 3 und mehr kaiserliche Armeen in Schömberg übernachtet und "daß der Pauer nimmer Meister im Haus gewesen, sondern müßen geschehen lassen, was der Soldat gewollt." Im Falle einer Klage sei keine Verantwortung gewesen, weil jeder Unteroffizier sich entschuldigte, es wären nicht seine Leute gewesen, da könnte nur deren Rittmeister abhelfen. Auch sei Schömberg so an der Straße gelegen, daß "täglich die hin- und wiederreisenden Soldaten verliegen bleiben" und die übrigen Amtsorte sich deswegen nicht beschweren könnten. 
Der Chronist läßt auch im Hinblick auf die damaligen Familiennamen wieder eine genaue Spezifikation der Quartierkosten folgen: "Was den Schömberger und Oberlengenhardter, beide Flecken Liebenzeller Amts, von dem Harzardischen Regiment in das bevorstehende Winterquartier gegangene Bagage, Blässierte und Troß den 18. Oktobris anno 1678 darvon zu kommen jedem Hausgesaß durch die Quartiermeister einquartiert und denenselben bis den 20. tito zu ihrem Abmarsch an Brot, Wein, Fleisch und anderen Kuchen, Viktualien, Haber und Heu vom Hausvater angeschafft nach den jetzigen Käufen und Schlagen berechnet, wie alles hernach folgt. 

Schömberg

Jakob Kusterer, Schultheiß. In Quartier gehabt:
13 Mannspersonen, 4 Weiber, 3 Jungen, 2 Kinder, 11 Pferd. 
Denen hat er geliefert:
31 Pfund Grünfleisch 2 fl 24 x, 4 Pfund Dürrfleisch 24 x, 23 Maß Wein 1 fl 32 x, 6 Laib Hausbrot 1 fl, 4 Pfund Speck 32 x, vor Schmalz und Kuchenspeis 48 x, 1 Pfund Lichter 10 x, 1 Scheffel Haber 3 fl, Heu 1 fl 30 x, 12 Büschel Streu 24 x, tut 11 fl 24 x.
als Beispiel
Zahlreiche Konsignationen, Verzeichnisse, erweisen, daß es all die Jahre hindurch so fortging und auch dazuhin noch Kommisfuhren gestellt werden mußten zur Abführung kaiserlichen Proviants, Brot, Mehl und Haber. Am 11. April 1677 mußten Meisenbach, Kolbach, Schwarzenberg, Beinberg, Oberlengenhardt und Schömberg 7 Fuhren Kommisbrot in Calw laden und nach Öttlingen ins Lager fahren. 1678 war Schömberg verpflichtet, eine Ochsenfuhre Haber von Herrenberg nach Offenburg zu verbringen. Weil die Gemeinde sich es aber nicht getraute mit Ochsen fortzukommen, wurde Jakob Straumann von Simmosheim als ein Roßbauer bestellt. Mit einer weiteren Fuhre wurde Schömberg verpflichtet ins Kloster Reutin bei Wildberg Kommismehl zu laden und nach Wolfach zu überführen. Den 24. September 1688 haben alle Liebenzeller Amtsorte nicht nur 50 Sack Haber, jeder zu 6 Simri, 50 Wagen mit Heu, jeder zu 3/4 Wannen und 800 Büschel Stroh beschaffen müssen, sondern sie mußten das alles auch ins königlich französische Lager nach Philippsburg verbringen. In demselben Jahre, aber einige Wochen später, sandte der französische Kommandant Marquis de Feugaiere von Pforzheim aus eine scharfe 0rdre nach Liebenzell, nach der Stadt und Amt Liebenzell innerhalb 24 Stunden 1500 Gulden aufbringen mußten. Als die Forderung nicht erfüllt wurde, hat derselbe General eine noch schärfere Ordre erlassen und 3 000 Gulden gefordert. 
Weil damals zu besorgen gewesen, es möchten die Stadt Liebenzell und die Amtsflecken in Rauch und Flammen aufgehen, und weil die Franzosen dies auch androhten und Neuenbürg. im Enztal schon überrumpelt und freien Paß über die Waldorte herüber ins Nagoldtal hatte und zudem noch die Wachen, am Beutel und zu Salmbach Reißaus genommen, wurden an dieser Brandschatzung dem Marquis de Feuquiere 1000 Gulden, dem. Penfrenche 600 Gulden ausgehändigt. 
Wie fest und treu die Wacht an der Enz bestanden, das zeigte sich am 30. Dezember 1688. Bei dichtem Schneegestöber sprengt von Pforzheim her der französische Oberst Feuquiere wieder mit 600 Dragonern, dringt zum untern Tor in Neuenbürg herein und nimmt was zu nehmen ist. Und unsere wackeren Reichstruppen? Sie machens zwar nicht wie Götz von Berlichingen, der den in eine Schafherde eingefallenen Wölfen zurief: "Glück zu, liebe Gesellen!". Aber sie räumen den Herren Franzosen den Platz und verschwinden durchs obere Tor. Nachdem die Feinde abgezogen, kehrte auch die tapfere Besatzung zurück. Ganz anders machten es doch die Weiber von Schorndorf im gleichen Jahr dem Mordbrenner Melac. Dieser erlaubte sich 1692 einen abermaligen Besuch im Schwarzwald, einen Besuch, von dem man in Zavelstein, Calw, Liebenzell und Hirsau noch zu erzählen weiß, und würdens die Bewohner vergessen, dann müßten die Ruinen, die Steine reden. 

Auch Neuenbürg wurde damals beehrt, zwar nicht angezündet, aber ordentlich ausgeplündert. In Gräfenhaus ging das Rathaus in Flammen auf und Marodeure stahlen die Glocken. Abgedankte Soldaten durchstrichen hinter den Heeren her die Gegend mit dem "Bettelkarch". Lazarette wurden zu Arnbach, Gräfenhausen und Oberhausen eingerichtet. 

Die Zeiten blieben bewegt und erforderten von den armen Menschen immer neue Opfer. 1689 lagen Teile des kur-bayrischen arcoischen Kürassierregiments im Amte Liebenzell im Winterquartier und verursachten einen Schaden von 646 Gulden 50 Kreuzer. 1690 waren es Starhembergische Fußvölker, die durch ihre Durchzüge mit starkem Troß von Weibern, Knechten, Mägden und Kindern und Vorspann Tag und Tracht großen Schaden verursachten. Später folgten württembergische und lothringische Fußvölker, tassische Reiter, einzelne Ordonnanzen, kommandierte Reiter und andere Soldaten, auch Husaren in die Quartiere. Von den Husaren lagen 36 Mann in Schömberg, nachdem sie zuvor in Igelsloch gewesen. 

Im September desselben Jahres hat in Schömberg ein Obrist Leutnant, Kommissar Kochen, und 76 Mann mit 4 Stücken (Geschützen) samt 76 Pferden und Mannschaften im Quartier gelegen, während im Frühjahr zuvor im März 5 Kompanien zu Pferd, Kurbayern, mit zusammen 220 Köpfen und 1 Kompanie zu Fuß, ebenfalls Kurbayern, mit über 100 Mann. Nachtquartier bezogen. 

Für die Veldingsche Leibkompanie hat Schömberg im gleichen Jahr einige Paar Ochsen bis nach Bruchsal zum Vorspann hergeben müssen. Der Hauptmann dieser Kompanie hat für16 Schafe, so er in den Flecken gebracht, nachgehens abholen lassen, aber nach der Hand vorgeben, daß die Schafe ihn nicht erreichten, sondern verloren gegangen, und weil er einen Wagen and Ochsen zu Bruchsal dafür im Arrest behalten wollen, sich nachträglich mit 8 Gulden entschädigen lassen. 

1690 steigerte sich die Unsicherheit noch mehr, Nicht nur der Feind furagierte und requirierte, auch die eigenen Kriegsvölker stahlen und plünderten hemmungslos, indem sie „Maußpartheyen“ aussandten. 

Der Beraubung der Häuser von Bieselsberg und der Plünderung von Schwarzenberg folgte die Beraubung der Kirchen, Pfarr- und anderer Häuser zu Schömberg, wo eine starke Maußparthey die ganze Einwohnerschaft beunruhigte. Die Plünderer haben auch die Kirche und das Pfarrhaus nicht verschont, sondern selbige durch und durch ausspoliert und beraubt, dabei auch gottlose Insolenz verübt. Sie haben an sich genommen, was ihnen in den Weg kann Barmittel, Bettgewand, Leinwand, auch Mobilien und Hausrat. Dabei haben sie auch die Fruchtfelder durch Hin- und Überreiten ziemlich verderbt. 

Im Herbst 1690 hat das ganze Amt Liebenzell für die Kurbayrischen Armeen allerhand Proviant-, Artillerie- und Munitionsfuhren, auch andere gemeine Kriegsfuhren nach Offenburg, Gernsbach und Villingen leisten müssen. Da hat im Amtsflecken Schömberg ein kaiserlicher Bäckermeister namens Johann David Kützillinger eigenmächtig einen Wagen beladen und 3 Paar Ochsen bis nach Stammheim mitgenommen. 

In dieser schweren Zeit, wo die Schömberger sowieso unter den Lasten des Krieges durch eigene und feindliche Kriegsvölker sehr zu leiden hatten, ging die laufende Besteuerung und deren Einzug weiter. 1691 wird trotz aller Bittgesuche der 30. Teil an Frucht und Heu eingezogen, ....... 

1692 nach der Schlacht bei Ödisheim rückten die Franzosen, mit voller Wut und Macht raubend das Enztal herauf. Höfen und Calmbach werden geplündert und dann bei Langenbrand und Schömberg nach Liebenzell über das Gebirge gerückt. Da haben sie wie in Langenbrand auch in Schömberg zwei Kirchenglocken mitgenommen, die eine mit 15, die andere mit 8 Zentnern. Darüber berichtet im Jahre 1694 eine an den Herzog von Württemberg gerichtete Eingabe vom "Schultheißen, Bürgermeister und ganzen Gemeinde zu Schömberg wie auch der dahingehörigen Filialsorth Bieselsberg, Schwarzenberg, Collbach, Igelsloch, Liebenzeller Amts: bey dem vor zweyen Jahren beschehenen feindlichen laidigen Einfall, ist unser Mutterkirch allhier zu Schömberg neben anderm Ornats auch des Geläuts gänzlich beraubt und 2 große Glockhen us selbiger mitgenommen worden, derer wir noch bis dato ermangeln müssen, welches nun eine große Unordnung nach sich zieht, nicht nur allein wegen des Kirchengehens, da die Leut aus ein oder ändern Filialsorthen, weilen sie ziemlich entfernet seindt, und weder schlagen noch läuten hören, entweder zu früh oder zu spath zur Kirchen kommen, absonderlich aber auch das Privatgebett, jedem Mann darzu weder morgens, abends, noch mittags kein Zeichen geben kann ...... Inmittelst und bis zu derselben verhoffender Bewerkstelligung uns bei dem Liebenzellischen Filialsorth Monakam mit dem Geläut uns etwas könnte geholfen werden, in dessen Kirchlein zwei Glockhlen sich befinden, davon eines selbiger gar wohl entbehren könnte; aber freiwillig nit hergeben will." Auch auf Bitten des "Spezial zu Galw und Verwalters zu Liebenzell" willigen die Monakamer nicht ein, weshalb am 4. August 1696 Pfarrer Stein zu 

Schömberg und Filialschultheißen nochmalen bitten, "sie bey der Mutterkirch zu Schömberg mit einer größeren, in den Filialen aber mit kleinern Glöckglen gnädigst zu erfreuen, da es auff künfftig Michaelistag 4 Jahr wurd, daß wir durch die französische Invasion um beide Glockhen gekommen sind und offt niemand in die alltägliche Betstund kommt, weilen die Kuhschellen - nur solche haben wir leider zu Gottes Ehr -schon in die 4 Jahr gebraucht, von dem auff dem feld arbeitenden Bauern nicht kann gehört werden und unsere Tote wie die Esel müssen begraben werden, auch die Commun durch die französische Plünderung dermaßen ruiniert und mitgenommen, daß es ihr bey diesen höchst beschwerliehen Kriegsläuffen unmöglich fallen will, selbsten ein Glöckhlein zu erkauffen." 

.......
Im September, also gegen Ende des Jahres 1692 bis April 1693 lagen württembergische carlinische Dragoner im Amt Liebenzell, was eine Ausgabe von 8 303 Gulden verursachte.
In diesem Jahr erlaubte sich auch, wie schon erwähnt, der Mordbrenner Melac einen Besuch im Schwarzwald.
1693 verursachte ein feindlicher Einfall durch Raub und Plünderung in den 14 Amtsflecken erneut einen Schaden von 11323 Gulden 8 Kreuzer, worunter auch der Anteil Schömbergs zu suchen ist. Als durch Plünderung in Verlust geratene Gegenstände sind hier aufgeführt: Geld, Geschmeide, Manns- und Weiberkleider, Bettgewand, Leinwand, Zinn- und anderes Küchengeschirr, gemeiner Hausrat und Werkgeschirr, Fuhr- und Bauerngeschirr, Vieh, Früchte, Wein, Kraut, Obst, Rüben. 
Außerdem ist viel Schreinwerk und gemeiner Hausrat, Ofen, Fenster, Türen und andere beschließigen Gebäude in Kirchen als auch Mühlen und anderen Häusern ruiniert, verworfen, verhauen, verschlagen und vernichtet worden. 
Des weiteren klaget die Einwohnerschaft über die auf dem Feld verdorbenen Früchte und Futter, weil sie selbiges wegen der Unsicherheit vor feindlichen Parteien nicht einheimsen konnten, sondern 3 Wochen über die Zeit im Felde stehen lassen mußten. Es durfte sich bei Haus und in den Dorfschaften ohne Leibs- und Lebensgefahr niemand sehen lassen. Der Vogt von Liebenzell schätzt den dadurch entstandenen Schaden auf 2500 Gulden. 

Den 13. Oktober 1693 wurde von Vogt Johann David Frisch und den verordneten Steuersetzern, darunter auch Schultheiß Jakob Kusterer von Schömberg, auf Grund der überschweren Französischen Kontributionen in Schömberg eine allgemeine Brandschatzung der noch aufrechtstehenden Häuser und Gebäude, sowie auch eine Taxe für Handel und Gewerbe angesetzt und eine Kopfsteuer erhoben worden. 

Im selben Jahr sind vielfach auch Gelder, Brot, Wein und Fleisch an starke feindliche Parteien verausgabt worden, um angedrohte Plünderungen abzuwehren. Als schließlich der Druck dieser feindlichen Parteien zu heftig wurde, hatte man sich sogar unter feindlichen Schutz gestellt und 5 Wochen lang eine französische Salva Quardia nach Schömberg und die übrigen Amtsflecken gelegt, die 630 Gulden Ausgabe verursachten. 

Wir wundern uns, daß dann noch im Jahre 1694 in Schömberg in einer Viehtaxliste 2 Pferde, 34 Ochsen und Stiere, 53 Kühe, 10 Kalbinnen, 2 Milchkälber, 26 Jährling, 11 Gaißen als vorhanden registriert werden. 

1695 werden vom Liebenzeller Amt 400 Pallisaden und laufend Schanzer nach Dürrmenz und anderen Befestigungsanlagen angefordert. 

Auch noch 1698 hatte Schömberg und alle Flecken des Liebenzeller Amtes unbeschreiblich harte Kriegsdrangsale, mehrmalige Plünderungen, Brandschatzungen, Puragierungen, und beständige unaufhörliche Durchzüge und Nachtquartiere, sowie Winterquartiere und Vorspann zu bestehen. Auch beklagen sie sich über harte Last des Schanzens, Artillerie- und Holzfuhren, Proviantfuhren und über manche Expreßorder der hohen Generalität. Auch die Schömberg benachbarten Orte des Amtes Neuenbürg, stimmen in dasselbe Klagelied und melden wegen fortgesetzten Furagierungen, Plünderungen and der immer steigenden Schuldenlast den Totalruin des ganzen Amtes an. Auch sie klagen über das bittere Elend, in das sie als Grenzamt durch Freund und Feind geraten sind, durch Einquartierungen, Postierungen, Durchzüge, Furagierungen, Einäscherung vieler Gebäude, Gefangennahme und Totschießen von Leuten, Ausplünderung aller Wohnungen und deren Ruinierung, Wegnahme der Kirchenglocken, Beraubung einer großen Summe an Vieh, Mobilien, Aufbringung und Lieferung unerschwinglich angesetzter Kontributionen, Rationierung d.h. Verpflegung vieler in Gefangenschaft genommener Leut, sodann lange Zeit gehaltener sehr ostspieliger Salva Quardierungen und immerwährendes Quälen, Angreifen, Ruinieren und Ausplündern-lassen müssen von den Kommandanten der französischen Festungen in Philippsburg, Hagenbach und Fort Goys. 

Vieles hatten die Schömberger in diesen französischen Raubkriegen auszustehen und zu beklagen und gewiß sind viele Klagen und Einzelschicksale uns aus dieser Zeit nicht bekannt geworden. Viele Erinnerungen leben heute noch fort und die Franzosenangst hat noch lange nachgewirkt. 

Schon zur Zeit der Anwesenheit der großen Truppenmassen gingen die Preise aller Lebensbedürfnisse sehr in die Höhe. Die Teuerung steigerte sich immer mehr. Die Zeiten blieben noch lange schwer und ernst. Zu beklagen bleibt sehr, daß damals das deutsche Reich durch eigene Schwäche so lange von den westlichen Nachbarn mißhandelt, beraubt und in den Staub getreten werden durfte. 

Im Oktober 1735 waren Schömberger auch als Schanzer und Fuhrleute an den Ettlinger und Kniebiser Schanzen, sowie an den Schramerger Redouten und Blockhäusern eingesetzt. 

Dezember 1735 bis April 1736 besagt eine summarische Konsignation, daß Stadt und Amt Liebenzell in dem noch andauernden Kriegstrubel an Kriegskosten, Schanz- und anderen Prästationibus durch kaiserliche und Auxiliartruppen, Kreisregimenter und das russische Corps auf ihren Marsch- und Wachstationen, antonierungs-, Postierungs- und Winterquartieren mit Brot, Hausmannskost und Pferdeportionen, gelieferte Furage, gestellten Vorspann, Seitpferden und aufgewandte Zehrungen einen Schaden von 34 505 fl 39 x 3 Heller erlitten haben. Außerdem war Schömberg 1735 durch Winterpostierung in Anspruch genommen und mit Teilen des Splinischen Husarenregiments des württembergischen, badisch-durlachischen und des Gräflich Fürstenbergischen Kreisregiments, sowie mit einem Lazarett belegt. Diese Truppen sind, nach Bedarf in den Neuenbürger, Ettlinger, Durlacher, Kniebiser und Herrenalber Schanzen und den zerstreut angelegten Redouten, Wacht- und Blockhäuser und anderem Fortifikationawesen, auch mit Beschaffung von Baumaterialien und Fuhren eingesetzt worden. Vom württembergischen Kreisregiment war es die Kompanie des Hauptmanns Strömfeld, des Majors Funke, des Obersten Grafen von Fugger und des Hauptmanns von Schlotheim. Vom badisch-durlachischen Kreisregiment die Kompanien des Hauptmanns von Sauerbronn und des Hauptmanns Drais, vorn fürstenbergischen Kreisregiment die Kompanie des Hauptmanns von Kopenhagen. 

Wir sehen, auch während des 18. Jahrhunderts war zwar Schömberg nicht der Schauplatz kriegerischer Entscheidungen, aber die vielen Truppendurchzüge und Einquartierungen mit den damit verbundenen mancherlei Leistungen ließen die Bewohner nicht zur Ruhe kommen. Der Einsatz der Männer von Schömberg reichte mitunter bis ins Lager von Philippsburg und den Befestigungen von Asperg, Eßlingen, Vaihingen und Heilbronn. 

1735 und 1736 liegen, von den kaiserlichen Auxiliar- und Kreisregimentern für im Amt genossene Etappen, Vorspann und Reitpferden Konsignationen im Betrag von über 765 Gulden vor, wovon Schömberg den Gegenwert fordert für Leistungen von 2 Vorspannwagen für die Kranken vom württembergischen Kreisregiment zu Fuß, ein Karrenvorspann für die Kreisauswahl von Hauptmann v. Schleicher, verschiedene Vorspannwagen für die Leibkompanie von dem Baron de Rot'schen Kreisregiment, 6 Paar Ochsen für Major de-Barillij, 1 Vorspannwagen für das Graf Rumbische Begiment, 64 Mundportionen für Rittmeister Roten Kompanie von dem Desossischen Husarenregiment, 79 Mundportionen für Rittmeister Crosalkowitz Kompanie von den Desossischen Husaren, 49 Pferdeportionen und 1 Vorspannwagen für dasselbe Regiment, 100 Brotportionen und 3 Vorspannwagen für Hauptmann v. Gersan Kompanie, 83 Mundportionen und 2 Vorspannwagen für Hauptmann v. Senturim Kompanie, des Prinz Friedrich WiIhelminischen Regiments, 2 Vorspannwagen für Hauptmann Renchings Kompanie vom Hochland Gräflichen Fürstembergischen Kreisregiment, 79 Mundportionen, 11 Pferderationen und 2 Vorspannwagen für Hauptmann Heldenbrands Kompanie von dem Kreis Sachsen Meimarischen Infanterieregiment. 

Zahlreichen Besuch bekam der Schwarzwald wieder im Jahre 1796; aber nicht durch teilnehmende Gäste, sondern von Oesterreichern, Sachsen und Franzosen. Auch dabei wurden die Taschen wieder leichter. Überrheinische Flüchtlinge haben zwar einen Einfall der Franzosen vorausgesagt, allein man dachte ihn noch in weiter Ferne. Da überschritt General Moreau den Rhein bei Kehl, die Reichsarmee nahm Reißaus und stellte sich erst wieder an der Murg, während die württembergischen Soldaten dem Feind den Kniebis überließen und sich bis Stuttgart zurückzogen. Während Erzherzog Karl bei Malsch einen kleinen Erfolg errang, wurde sein linker Flügel über Loffenau bis nach Herrenalb zurückgedrängt. Nach verschiedenen Versuchen gelang es den durch General Taponiers verstärkten Franzosen die Höhe zu gewinnen und über Gräfenhausen nach Neuenbürg zu gelangen. Am 30. Juli rückten die Franzosen in Neuenbürg ein. Damals herrschte in den Ämtern Neuenbürg und Liebenzell unsägliche Angst und Verwirrung. Auch in Schömberg flohen die Bewohner, vom Kanonendonner erschreckt oder versteckten ihre Habseligkeiten. Der damalige Pfarrer Kunrad Gottlieb Schwarz hat dabei sein ganzes Mobiliarverrnögen nach vorher ergangener Mißhandlung durch Plünderung verloren.